Wachsende Beliebtheit von Holzbauten

Die Zukunft wird auf Holz gebaut

Wirtschaft in Lippe: Schulze aus Lage wandelt sich von der klassischen Zimmerei zum Komplettanbieter für moderne Holzhäuser. Die Kunden kommen aus vielen Teilen der Republik und schauen sich in Heiligenkirchen ein Musterobjekt an.

Lage (gk). „Beim 1. Corona-Lockdown mussten wir wirtschaftlich stark auf die Bremse treten!“, sagt Ralf Schulze (61), Geschäftsführer der Schulze Holzbau GmbH aus Lage. Überstundenabbau und Kurzarbeit waren Anfang 2020 angesagt. Doch dann wendete sich das Blatt. Das Unternehmen widmet sich verstärkt dem Bau von individuellen Holzhäusern – vom Entwurf bis zur schlüsselfertigen Endmontage.

Schulzes Urgroßvater Adolf hätte sich kaum träumen lassen, dass sich aus seiner 1909 in Lage-Pottenhausen gegründeten Zimmerei einmal ein innovatives Unternehmen für Holzskelett- und -rahmenbau entwickeln würde. Lange Zeit bestimmten Anbauten, Wintergärten, Carports, Balkone und Modernisierungen das Kerngeschäft. Bis Urenkel Ralf, diplomierter Bauingenieur und Zimmerermeister, zusammen mit Ehefrau Annette, Architektin, das Unternehmen zielstrebig nach dem Motto „Alles aus einer Hand“ zum Komplettanbieter für Holzhäuser umstrukturierte.

Der wachsende Erfolg gibt ihnen recht. Denn Holzbauten gelten in der öffentlichen Wahrnehmung längst nicht mehr als „exotisch“ und etwas für „Öko-Fundis“. So lag 2019 die Quote laut Verband Holzbau Deutschland bei 18,7% im privaten Wohnungsbau.

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Ralf Schulze vor dem Detmolder Fachwerkhaus. Es steht in Detmold-Heiligenkirchen und dient dem Vertrieb als Musterhaus. Foto: Georg Kälble

Der wachsende Anteil am Gesamtbauvolumen hat laut Schulze mehrere Gründe. Stichwort „Raumklima“: Holz übernehme eine permanente Regulierungsfunktion und sorge dafür, dass die Raumluftqualität gut und das Raumklima angenehm bleibe. Darüber hinaus seien moderne Holzhäuser schneller errichtet als Massivhäuser. „Die reine Aufstellzeit beträgt bei uns circa eine Woche.“, sagt Firmenchef Ralf Schulze und kommt auf einen weiteren Vorteil zu sprechen: Die Flexibilität in der Raumaufteilung. Weil Geschossdecken und Dach allein durch das Holzständerwerk und nicht wie bei Massivhäusern durch Wände getragen werden, seien spätere Änderungen in der Raumaufteilung sowie Anbauten und Aufstockungen jederzeit möglich.

Auch im energetischen Sinne machen Holzhäuser auf sich aufmerksam. „In der Branche sprechen wir vom Effizienzhaus 55. Dies ist ein Gebäude mit sehr hohem energetischen Standard. Es benötigt nur 55% der Energie eines konventionellen Neubaus und ist daher besonders umweltfreundlich.“ erklärt Ralf Schulze und ergänzt, dass dessen Holzbauten je nach Lage und Auslegung noch einmal weit unter diesen Anforderungen blieben. Im gleichen Atemzug räumt er mit Vorurteilen auf, die Holzbauten nach wie vor entgegengebracht würden. So ständen die wertbeständige Bauweise und Langlebigkeit dem von konventionellen Gebäuden in nichts nach, betont der Firmenchef.

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Ein Bautyp, der die genannten Vorteile in sich vereint, sei das Detmolder Fachwerkhaus. Es wurde 1979 vom Detmolder Architekten Walter Schneider entworfen. Augenfällig ist die selbsttragende Holzskelettbauweise, die im Zusammenspiel mit viel Glas große, lichtdurchflutete Räume entstehen lässt.

2014 übernahm Ralf Schulze die Namensrechte und begann, das Konzept deutschlandweit zu vermarkten. Der Bauingenieur setzt dabei gezielt auf Onlinemarketing. „Die Interessenten kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.“, sagt Ralf Schulze. Er verfolge ferner die Strategie, dass potentielle Käufer erst mit dem Besuch des in Heiligenkirchen liegenden Musterhauses ein Kostenangebot erhielten. Beim Hausbau müsse es zwischen Kunden und Lieferanten einfach „passen“, fährt Ralf Schulze fort. Und wer den Weg nach Detmold auf sich nehme, habe auch ein ernsthaftes Interesse an einem Gebäude dieser Bauart. Ralf Schulze wiederum werfe dann seine Beratungsleistung in die Waagschale, die auf mehr als 40 Jahren Erfahrung beruhe. Die Wünsche des Kunden setzt Schulzes Team später in realistische 3D-Modellen um. „Wir setzen das Traumhaus schon mal auf das Grundstück des Kunden. Rein virtuell natürlich.“, sagt Schulze schmunzelnd.

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Dieser Vertriebsweg erweise sich als erfolgreich. Corona ist immer noch ein Thema. Aber es habe sich etwas gewandelt, stellt Schulze fest. Er spüre, dass die unsichere, von Pandemie bestimmte Zeit das Bewusstsein der Menschen für die Investition in Wertbeständiges wie ein Holzhaus geschärft habe. „Unsere Auftragsbücher sind wieder voll.“

Quelle: Lippische Landes-Zeitung, 20. Januar 2021

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